Das Mysterium der zwölf Rauhnächte

Die Bräuche und Rituale der Vorfahren lenken den Blick aufs vergangene und weisen den Weg ins neue Jahr

In seinem Kompakt-Ratgeber über die mystischen Rauhnächte im Dezember und Januar erläutert Gerhard Merz ihre Bedeutung im traditionellen Volksglauben. Aber auch moderne Menschen finden in den Symbolen, Riten und Träumen viele Anleitungen, sich auf sich selbst zu besinnen.

Rückbesinnung und Innenschau
Der Glaube an Geister, nicht sichtbare Wesen, Hexen und Kobolde war im Volksglauben tief verhaftet. Vor allem vor der Nacht fürchteten sich die Menschen. Die Nacht gehörte den Unwesen, den Gespenstern, den Jenseitigen, die sich nicht sichtbar machten oder nicht sichtbar werden konnten. Auch im aufgeklärten 21. Jahrhundert fürchten sich die Menschen noch vor der Dunkelheit, vor dem Unbekannten und nicht Erklärbaren, dessen Unberechenbarkeit sich in Naturkatastrophen oder Schicksalsschlägen offenbart.
Nach Ansicht des Autors Gerhard Merz, der sich in seinen Büchern intensiv mit traditionellem Brauchtum befasst, sind die Rauhnächte besonders geeignet, „sich einmal nur um sich selbst zu kümmern. Nachzudenken, was bis zum heutigen Tag alles geschehen ist, wen man aus den Augen verloren und nicht mehr beachtet hat, wer einem am Herzen liegt. Wem man wieder einmal mit Rat und Tat zur Seite stehen sollte.“ Während die Vorfahren in der geheimnisvollen Zeit „zwischen den Jahren“ dem Bedrohlichen einerseits mit Beschwörungen und Abwehrzaubern begegneten, um andererseits die Anderswelt in Träumen und Orakeln nach der Zukunft zu befragen, lässt sich der moderne Mensch zu einer Reflexion seiner persönlichen Lebenssituation inspirieren.

Die geheimnisvolle Zwölf
Nach alter Überlieferung gibt es zwölf Rauhnächte, zwölf von geheimnisvollen Mysterien begleitete Nächte. Sie sind eine Folge des Mondkalenders, der mit dem Sonnenkalender nicht übereinstimmt. Da beide Kalender nicht miteinander korrespondieren, fügte man die zwölf „Untage“ hinzu: sechs für das alte Jahr und sechs Tage für das neue Jahr. Die Erlebnisse an diesen zwölf Tagen und Nächten nach der Wintersonnenwende sah man als Vorreiter größerer Schicksale im entsprechenden Monat des kommenden Jahres an.
Die Zwölf ist eine kosmische, eine magische Zahl, eine der geheimnisvollsten Zahlen im Menschenleben. So wird die Sonne von der Erde in zwölf Monaten umkreist; Tag und Nacht umfassen jeweils zwölf Stunden. Es gab zwölf Stämme Israels, zwölf Apostel folgten Jesus Christus nach, und zwölf Ritter versammelten sich an König Artus’ Tafelrunde. Spricht man davon, es sei „fünf vor Zwölf“, dann ist es höchste Zeit, eine Angelegenheit zu Ende zu bringen, etwas anzugehen oder sich mit einem Gegner oder Feind zu versöhnen. Nach altem Volksglauben ruht die Sonne in den zwölf Nächten, steht still an jedem Tag, bewegt sich nicht von der Stelle. Die Zeit ist aufgehoben, eingefroren. Vergangenes entsteht auf die Zukunft hin, die Zukunft zieht Vergangenes auf sich.

Die zwölf Rauhnächte
In Merz’ Buch beginnen die Rauhnächte traditionsgemäß am 25. Dezember und enden am 6. Januar, dem Dreikönigstag. In der ersten und einer der wichtigsten Rauhnächte des Zyklus beginnt das Zauber(er)leben. Die Mysterien nehmen darin Gestalt an, die Tore zur Anderswelt öffnen sich, das „Wunschland“, das durch seine geheimen Kräfte und Energien vielen Menschen, die sich bisher vom Schicksal benachteiligt glaubten, zur Seite steht und sie unterstützt, regiert die nächsten zwölf Tage mit aller Macht. „Es gilt für jeden, sich nach Kräften vorzubereiten auf das Kommende, auf das Verheißungsvolle ebenso wie auf das Schreckliche. Eben auf die Zeit, die den Menschen Unheil verheißt, wenn sie sich den Gesetzen der Rauhnächte nicht beugen, ihnen andernfalls aber auch verspricht, sie auf dem weiteren Lebensweg zu begleiten“, so der Experte für traditionelle Mythen.
In den mystischen Rauhnächten sei besonderes Feingefühl angesagt, man sollte viel Rücksicht auf andere nehmen, sich auch in Gedanken zurückhalten und hin und wieder den Jahreskräften lauschen, wie sie sich vom alten Jahr verabschieden und dem neuen Jahr entgegenwachsen. „Nutzen Sie die Chancen, die Ihnen die Rauhnächte bieten. Freuen Sie sich auf das Lichtvolle, das Ihnen in Zukunft entgegenkommt“, gibt Merz seinen Lesern mit auf den Weg.


Buch-Tipp:
Gerhard Merz: Rauhnächte. Kompakt-Ratgeber. Das Mysterium der zwölf Schicksalstage. Mankau Verlag, 1. Aufl. Oktober 2017. Klappenbroschur, durchgehend farbig, 11,5 x 16,5 cm, 127 S., 8,99 € (D) / 9,20 € (A), ISBN 978-3-86374-416-8.

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