Die Wiederkehr der Kräutermedizin

Das Heilkräuter-Buch von Elfie Courtenay birgt eine große Fülle an überliefertem Wissen für Hausapotheke und Küche

In einer Zeit ohne medizinische Versorgung und Krankenversicherung war die Kräuterheilkunde selbstverständlich bei der Behandlung verschiedenster Leiden und Krankheiten. Altes Brauchtum und traditionelles Heilwissen können auch heute dazu beitragen, die Heilkraft der Natur wertzuschätzen und zu nutzen.


Artenvielfalt schützen
Weite Teile der Landschaft weisen heute nur noch eine sehr geringe Artenvielfalt auf. Viele Wiesen werden permanent gemäht und gedüngt, und die intensive wirtschaftliche Nutzung führt zu nitratreichen, verhärteten Böden. Ein großer Teil der Insekten, wie Schmetterlinge, Bienen, Hummeln oder Käfer, finden nur noch wenig Nahrung und Lebensraum und haben es heutzutage schwer zu überleben.
Auf der anderen Seite gibt es gerade wegen dieser bedrohlichen Veränderung bereits sehr viele Menschen, die sich ernsthaft Gedanken darüber machen, wie man der derzeitigen Entwicklung entgegenwirken könnte. In ihren Wildkräuter-Führungen und -Seminaren legt die Kräuter-Pädagogin Elfie Courtenay Wert darauf, „die Achtsamkeit der Teilnehmer zu schulen, um ihnen die Bedeutung der Zusammenhänge in der Natur vor Augen zu führen, um in ihnen Verständnis und Wertschätzung für das Reich der Pflanzen und für alles, was dazugehört, zu erwecken oder zu vertiefen“.
Ihr Praxisbuch „Heilkräuter – Überliefertes Wissen für Hausapotheke und Küche“ will zeigen, welch herrliche Fülle die Natur hervorbringt, wenn man sie lässt: „Dann beschenkt sie uns unaufhörlich mit kostbarsten Gaben, und es liegt allein an uns, all das zu entdecken, was sie für uns bereithält, diese Gaben zu schätzen, ihren wahren Wert zu achten und ihre Heilkraft klug zu nutzen!“

Heilkräuter in der Volksmedizin
Das, was heute als Volksmedizin bezeichnet wird, galt vor gut 200 Jahren und auch noch früher als altbewährt und beständig; es war eine Erfahrungs-Heilkunde, die für die Menschen zum Alltag gehörte und glaubhaft war, weil sie sich über viele Jahrhunderte immer weiter entwickelt, vertieft und bewährt hatte. Zu dieser Volksmedizin gehörten unter anderem auch religiöse und magische Praktiken, aber ein ganz wichtiger Bereich war vor allem die Kräuterheilkunde.
Für unsere Vorfahren war es etwas ganz Natürliches und Selbstverständliches, die Natur zu beobachten und dadurch zu lernen, welche Pflanzen wie genutzt werden konnten. Das Wissen um die Heilkraft der Kräuter wurde von Generation zu Generation weitervererbt, meistens von den Müttern an die Töchter. Neben dem wichtigsten Kräuterwissen gab es in jeder Familie eine Hausapotheke, und ansonsten wusste man immer, wo und bei wem man sich Hilfe holen konnte. Es gab „Kräuterweiberl“ und „Bauerndoktoren“, die man aufsuchen oder rufen lassen konnte, und wenn eine Geburt anstand, kam eine Hebamme ins Haus. Die Heilkundigen versorgten einen Großteil der Landbevölkerung mit selbst hergestellten Medikamenten. Sie benutzten vor allem Kräuter und Wurzeln, und die Zutaten, die sie nicht selbst in der Natur finden und sammeln konnten, erwarben sie von den zahlreichen Kräutersammlerinnen oder beim Apotheker.

Renaissance des Überlieferten
Auch heute noch sind die Grenzen zwischen Volks- und Schulmedizin oft fließend, denn die Einbeziehung von Pilzen und Heilpflanzen wird inzwischen auch von der Schulmedizin akzeptiert. Nachdem pflanzliche Mittel für Jahrzehnte von chemischen Mitteln verdrängt worden waren, werden sie jetzt wiederentdeckt, da die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe inzwischen durch chemische Analysen nachgewiesen werden kann.
Zu den selbstverständlichen Praktiken der allseits genutzten und geachteten Volksmedizin gehörten etwa das Auswaschen von Wunden mit Kräuter- oder Rindensud, beispielsweise von Gundermann oder Eichenrinde, Pflanzenkompressen, z.B. mit Schafgarbe oder Spitzwegerich, das Auftragen von Wundsalben oder Wundölen, etwa von Johanniskraut, und bandagiert wurde meist mit Leintuch. Wichtig waren auch das Gurgeln oder Inhalieren mit Kräuteraufgüssen, wie von Kamille oder Thymian, das Trinken von Kräutertees oder Heilweinen sowie das Ansetzen von Tropfen, etwa mit Branntwein und Arnika. Auch das Desinfizieren mit Räucherungen war allgemein üblich, beispielsweise mit Wacholder und Beifuß.
Mit ausführlichen Heilkräuter-Porträts lädt das reich bebilderte Nachschlagewerk dazu ein, ein Gespür für Pflanzen zu entwickeln, für ihre Anwendung als Heil- und Küchenkraut: „Betrachten Sie die Natur und natürlich auch Ihren eigenen Garten mit ganz neuen Augen! Vieles, das Sie bisher für ‚giftig‘ oder für ‚überflüssiges Unkraut‘ gehalten haben, wird plötzlich eine völlig neue Bedeutung bekommen“, weiß Elfie Courtenay. Sie schöpft aus dem reichhaltigen Wissensschatz der Vorfahren, aber gleichzeitig auch aus ihren eigenen, jahrzehntelangen Erfahrungen.

Buch-Tipp:
Elfie Courtenay: Heilkräuter. Überliefertes Wissen für Hausapotheke und Küche. Über 70 herausragende Heilpflanzen, mehr als 250 Anwendungen und Rezepte, extra: Geschützte und giftige Pflanzen. Mankau Verlag, 1. Aufl. Mai 2017, Flexobroschur.  16,8 x 24 cm, 254 S. 20,- Euro (D) / 20,60 Euro (A), ISBN 978-3-86374-346-8.

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