„Jeder Mensch, der schreiben kann, kann auch inspiriert schreiben!“: France Gauthier über das „Inspirierte Schreiben“

„Das Inspirierte Schreiben hilft mir dabei, die Sackgassen in einer schwierigen oder ambivalenten Situation zu erkennen. Das Schreiben ermöglicht mir einen besseren Überblick über eine Situation, es macht mich weiser.“ Die kanadische Bestseller-Autorin France Gauthier spricht im Interview über die Technik des „Inspirierten Schreibens“ und ihr gleichnamiges Buch.

Seit 2007 widmen Sie sich dem „Inspirierten Schreiben“, und seit 2011 unterrichten Sie diese Technik auch in Seminaren und Workshops. Was hat Sie selbst zum „Inspirierten Schreiben“ geführt?

Gauthier: Ich habe es meiner Freundin gleichgetan. Sie erhielt inspirierte Botschaften, ohne es auch nur zu bemerken. Als ich sah, dass es bei ihr funktionierte, sagte ich mir, dass ich doch auch in der Lage sein müsse, inspirierte Botschaften zu erhalten. Ohne groß darüber nachzudenken, habe ich mit dem Inspirierten Schreiben begonnen. Ich habe es meinen Morgenritualen hinzugefügt, es kommt immer nach dem Meditieren.

Was genau versteht man unter „Inspiriertem Schreiben“, und worin unterscheidet es sich von anderen Möglichkeiten, eine Verbindung zum Unsichtbaren zu knüpfen?

Gauthier: Manche Menschen sprechen vom „intuitiven Schreiben“ oder der „écriture automatique“. Im Wesentlichen ist der Ablauf aber der Gleiche. Ich persönlich unterscheide zwischen „automatisch“ und „inspiriert“, denn bei mir setzt sich der Stift nicht von allein in Bewegung, wie das bei dem einen oder anderen Medium der Fall ist. Solche Menschen spüren, wie eine Energie an ihrer Stelle das Schreiben übernimmt. Ich hingegen muss selbst zur Tat schreiten und alles aufschreiben, was mir durch den Kopf geht, um der Inspiration zu ermöglichen, in den Text einzufließen.

Das regelmäßige Ausüben des „Inspirierten Schreibens“ ermöglicht Ihrer Ansicht nach auch den Zugang zu neuen Perspektiven, um über unsere Ängste, Konditionierungen und Abhängigkeiten hinauszusehen. Wie gelingt dies, und woran erkennt man die „echte“ Inspiration?

Gauthier: Das Inspirierte Schreiben hilft mir dabei, die Sackgassen in einer schwierigen oder ambivalenten Situation zu erkennen. Das Schreiben ermöglicht mir einen besseren Überblick über eine Situation, es macht mich weiser. Ich erkenne die Inspiration anhand verschiedener Hinweise, zum Beispiel anhand des Überraschungseffekts. Damit meine ich beispielsweise Sätze, die beim Schreiben auftauchen, ohne dass ich Zeit zum Nachdenken hatte, und die auf unerwartete Art Antwort auf meine Fragen geben. (Im Buch finden Sie alle diese Hinweise, die für die Inspiration sprechen.)

Wenn man mit dem „Inspirierten Schreiben“ anfängt, können eine Menge Einwände und Befürchtungen auftauchen, die den Ablauf sabotieren und das Ergebnis beeinflussen könnten. Welche sind dies, und welche Fragen werden von den Teilnehmern Ihrer Seminare dazu am häufigsten gestellt?

Gauthier: Die Mehrheit der Teilnehmer fürchtet sich vor dem leeren Blatt oder aber davor, was sie schreiben werden, denn es könnte ihr Leben verändern. Ich antworte ihnen im Scherz, dass sie das Inspirierte Schreiben nicht ausüben sollten, wenn sie in ihrem Leben nichts ändern wollen. Denn so viel ist sicher: Wenn man der Inspiration freien Lauf lässt, die ja mit dem großen Selbst in Verbindung steht, dann wird man Botschaften erhalten, die unsere Überzeugungen durchaus erschüttern könnten.

Sie schreiben, wer sich dem „Inspirierten Schreiben“ regelmäßig widme, könne „süchtig werden aus blanker Freude und endlosem Staunen“. Wie ist das zu verstehen? Gibt es Gefahren oder Nebenwirkungen, die mit dieser Art der Bewusstseinserweiterung einhergehen?

Gauthier: Das ist ein Scherz, den ich mir erlaubt habe, um zum Ausdruck zu bringen, wie überaus effizient diese Technik ist. Die Enthüllungen mit Hilfe dieser Technik sind so überraschend und bereichernd, dass niemand mehr darauf verzichten möchte, wenn er sie einmal ausprobiert hat. Aber eine Gefahr im strengen Wortsinn ist das Inspirierte Schreiben sicher nicht.

Welche Methoden gibt es, mit dem „Inspirierten Schreiben“ zu beginnen, und welche Voraussetzungen sollten dafür erfüllt sein?

Gauthier: Es handelt sich eigentlich um eine ganz einfache Technik, die darin besteht, Fragen zu stellen und dann zuzulassen, ohne zu filtern oder zu urteilen alles aufzuschreiben, was als Antwort kommt. Für diese Technik muss man nichts lernen. Jeder Mensch, der schreiben kann, kann auch inspiriert schreiben!

Buch-Tipp:
France Gauthier: Inspiriertes Schreiben. Selbsterkenntnis, inneres Wachstum und harmonische (Neu-)Orientierung. Mankau Verlag, 1. Aufl. November 2019, Klappenbroschur, 13,5 x 21,5 cm, 158 S., 16,20 Euro (D) / 16,70 Euro (A), ISBN 978-3-86374-522-6

Link-Empfehlungen:
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