Interview mit Andreas Winter: Wie Krankheiten im Unterbewusstsein entstehen – und wir uns ganz einfach wieder von ihnen befreien können

„Heutzutage werden alle möglichen Faktoren für den Ausbruch diverser Krankheiten verantwortlich gemacht. Jedoch sollten wir fragen: Warum wird der eine krank, der andere nicht? Meist ist die Ursache Stress, der durch verborgene Ängste ausgelöst wird und den Körper in seiner Abwehr schwächt. Wird der Stress aber abgebaut, verschwinden auch die Krankheitssymptome.“ Bestseller-Autor Andreas Winter erläutert in der neuen Taschenbuchausgabe seines Standardwerks „Heilen durch Erkenntnis“ seinen erfolgreichen Ansatz, demgemäß durch das bloße Bewusstmachen der wahren Ursachen und das Vermitteln der intelligenten Logik eines Symptoms langjährige Beschwerden und Blockaden im Nu aufgelöst werden können.

Am Anfang Ihres Buches – das nach fünf erfolgreichen Auflagen nun als Taschenbuch erscheint – sprechen Sie von der verblüffenden Erfahrung, die Sie bereits als Pädagogik-Student machten: Chronische Krankheiten lassen sich demnach durch eine Erkenntnis heilen. Was brachte Sie zu dieser Beobachtung?

Winter: Mit großer Spannung las ich Bücher über die machbaren Erfolge durch Suggestionen in Hypnose. Die Beschleunigung von Wundheilung, Beseitigung von Schmerzen, Hautproblemen und Übergewicht, einfach alles schien möglich. Ermutigt durch die bestehende Literatur begann ich meine eigenen Erfahrungen zu sammeln, und siehe da – es stimmte. Zunächst arbeitete ich viel mit Menschen, die Phobien, Übergewicht oder das Rauchen loswerden wollten. Später kamen Menschen zu mir, die durch chronischen Stress organische Krankheiten bekommen hatten. Die Heilung geschieht dabei selbstverständlich nicht durch mich, sondern ganz allein dadurch, dass der Stressauslöser als unschädlich wahrgenommen wird.

In „Heilen durch Erkenntnis“ beschreiben Sie unter anderem Ihren beruflichen Werdegang und die Einflüsse, die auf die Entwicklung Ihres Ansatzes einwirkten. Welche psychologischen, philosophischen oder therapeutischen Ideen haben Sie besonders geprägt?

Winter: Die Ansätze von Alfred Adler, eines Pioniers der Individualpsychologie, haben mich besonders beeindruckt. Adler beschreibt als Erster, welche Folgen frühkindliche Traumatisierungen auf das Verhaltensmuster von Erwachsenen haben. Das leuchtete mir damals sehr ein. Auch Milton Erickson, der amerikanische Reformator der Hypnosetherapie, inspirierte mich sehr, weil er nicht mit direkten hypnotischen Befehlen und Suggestionen arbeitete, sondern mehr mit Überzeugung, Erkenntnissen und Schlussfolgerungen. Ganz besonders aufschlussreich waren die Arbeiten des Nobelpreisträgers Iwan Pawlow über Konditionierungen. Er zeigte im Hundeexperiment, dass man die Reaktion auf einen Reiz (Speichelfluss bei Futtergabe) auf einen anderen, unabhängigen Reiz übertragen kann (Glockenton). Diese Verknüpfungsfähigkeit ist beim Menschen sogar noch differenzierter: Das Läuten der Schulglocke kann zum einen „Pause“, zum anderen „Unterrichtsbeginn“ bedeuten und eine entsprechend differenzierte Reaktion beim Schüler auslösen – außer nach Schulschluss, am Wochenende oder in den Ferien. Eine Zigarette erzeugt beim Nichtraucher ein ganz anderes Gefühl als beim Raucher. Solche Verknüpfungen, Konditionierungen genannt, können sogar schon bei einem Ungeborenen entstehen, wenn etwa laute Außengeräusche, wie ein Streitgespräch der Eltern, mit den Stresshormonen der Mutter, die über die Nabelschnur ins embryonale Blut gelangen, verknüpft werden. Babys, die so etwas erlebt haben, sind in Bezug auf Angeschrien-Werden viel empfindlicher als andere.

Ihr methodischer Ansatz ist äußerst erfolgreich, aber ungewohnt einfach. Geraten Sie da nicht auch in Konflikt mit Fachkollegen oder Schulmedizinern?

Winter: Nein, ganz im Gegenteil! Meine Kurse und Fortbildungen werden besucht von Heilpraktikern, Allgemeinmedizinern, Psychotherapeuten und sogar Angehörigen der Pharmaindustrie! Ich ernte sehr viel Zuspruch bei all denen, die mit meinem Ansatz gute Erfahrungen machen konnten. Mit diesem Werkzeug steigen ganz einfach die therapeutischen Erfolge. Allerdings gehört schon eine Portion ideologische Offenheit dazu zu begreifen, dass unsere Symptome meist stressbedingt sind und nicht zufällig als Schicksalsschlag oder aufgrund der Erbanlagen zustande kommen. Um ein Symptom hervorzurufen, bedarf es immer eines Auslösers – und der ist, wie ich zeigen konnte, zwar oft versteckt, aber nicht unauffindbar. Ich kenne einige Ärzte, die ihren Patienten mittlerweile die Frage stellen: „Was hat Sie in der letzten Zeit denn am meisten gestresst, und warum?“. Stress ist hier zu verstehen als erhöhter Anpassungsdruck, und der einzige Stressauslöser ist Unfreiwilligkeit: Alles, was Sie unfreiwillig tun oder womit Sie in Dissonanz, in Widerstand treten, sorgt für Stress. Dieses Ungleichgewicht zwischen Wollen und Sollen lässt chemische Botenstoffe, die Stresshormone, im Körper ausschütten – und das wiederum kann auf lange Sicht den Körper schädigen. Die Erkenntnis der eigentlichen Stressursachen aber führt zu einer emotionalen Neubewertung der wahrgenommenen Reize und baut den Stress ab – die Symptome verschwinden, Krankheiten heilen.

Im allgemeinen Verständnis von Medizin herrscht die Annahme, dass eine wirkliche Heilung unwahrscheinlich, wenn nicht sogar unerwünscht ist. Wie kam es zu dieser pessimistischen Grundhaltung der heutigen Hippokrates-Nachfolger, und was sind die Konsequenzen dieser Auffassung?

Winter: Das ist eine gute Frage. Meiner Meinung nach begann es in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts, einhergehend mit der europäischen Industrialisierung, dass die bis dato recht vielversprechende, aber noch komplizierte und langwierige Psychotherapie plötzlich durch schnelle Medikamentengabe verdrängt wurde. Es war der Druck der Leistungsgesellschaft, der eine rasche Symptomunterdrückung dem Auflösen der Krankheitsursachen vorzog, damit Arbeiter schnell wieder einsatzbereit waren. Hieraus entwickelte sich eine bedingungslose Medizingläubigkeit, die von der Medizinindustrie, speziell der Pharmaindustrie, leicht auszunutzen war und auch ausgenutzt wurde: Man suggeriere den Menschen, sie seien ursachenlos krank, und verschreibe ihnen das Gegenmittel, ohne tatsächlich zu heilen. Dieses Gegenmittel wird so gestaltet, dass es Nebenwirkungen hat, gegen die man ebenfalls Medikamente verschreiben kann. In diesem Sinne werden an den Universitäten weltweit Mediziner ausgebildet, die einer echten Krankheitsursache machtlos gegenüberstehen und somit Heilen für unmöglich halten. Das dauerhafte Verschieben von Symptomen ist zu einem lukrativen Perpetuum Mobile geworden. Die Leidtragenden sind jedoch nicht nur die Patienten, die sich in lebenslanger medizinischer Abhängigkeit befinden, sondern auch all unsere moralisch integren Ärzte, denen der therapeutische Erfolg verwehrt wird und deren einstige Berufsmotivation, Menschen zu heilen, ad absurdum geführt wird. Es wird also höchste Zeit, dass ein Arzt wieder wirklich heilt, schnell und dauerhaft, damit etwas zurechtgerückt wird, das vor etwa 100 Jahren aus industriellen Interessen heraus ver-rückt wurde.

Das Jahr 2020 wird als das „Coronajahr“ in die Geschichte eingehen. Wie sind aus Ihrer Sicht der Umgang mit der Pandemie und die Diskussion um die Impfungen bzw. um eine Impfpflicht zu beurteilen?

Winter: Das Thema ist für mich kein gesundheitliches, sondern eher ein politisches. Deswegen möchte ich mich dazu nicht äußern. Für alle Ansteckungskrankheiten reichten die bekannten Hygieneregeln bislang aus. Die Menschheit wäre schon längst an Masern oder Windpocken zugrunde gegangen, wenn es anders wäre.

Vielen Betroffenen konnte „Erkenntnis“ zur „Heilung“ verhelfen. Woran erkennt ein Arzt oder Therapeut, wann dieser Ansatz noch greift und wann schulmedizinische Unterstützung notwendig ist?

Winter: Wenn eine organische Funktionsstörung ganz klar somatischen Ursprungs ist, etwa der Körper durch Gifte, Strahlung, Druck, Verletzung oder Ähnliches geschädigt ist bzw. sich bereits durch seine Symptome in akuter Gefahr befindet, dann brauchen wir kurative Maßnahmen eines Arztes. Wir brauchen Blutkonserven, Knochenschienen, Gegengifte, Elektrolyte oder Chirurgie, damit der Mensch wieder gesunden kann. Wenn aber ein Symptom ohne somatische Ursache entsteht und zudem dauerhaft auftaucht, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass nicht der Körper die Problemstelle ist, sondern zugrundeliegende Ängste, also Gedankenmuster, welche die Ausschüttung von Stresshormonen begünstigen. In solchen Fällen brauchen wir nur zu schauen: Was hat den Menschen krank gemacht, und was braucht er, damit er wieder gesund wird? Ich halte es für völlig in Ordnung, wenn Akutmedizin angewendet wird, um einem Menschen zu helfen, wieder aufnahmefähig zu sein. Ob Kopfschmerztablette oder Hustenlöser, Beruhigungsmittel oder Vitamine – alles ist in Ordnung, solange man damit nicht dauerhaft arbeitet und auch niemandem einredet, von der Einnahme hänge seine Gesundheit ab. Wenn der Krankheitsverlauf nicht linear ist, sondern Ausnahmen zeigt, ist das meist ein Hinweis auf eine psychosomatische Angelegenheit. Ein gebrochenes Bein ist nicht zwischendurch für einen Tag heil, am nächsten wieder verletzt. Bei Asthma oder Allergien dagegen treten durchaus solche Unregelmäßigkeiten auf – ein klares Anzeichen für Psychosomatik: Hier ist das Symptom nur eine Folge von bestimmten angstmotivierten und stressbedingten Stoffwechselvorgängen.

Sie waren selbst in den letzten beiden Jahren mit einer schweren Erkrankung konfrontiert und einigen Wochen Krankenhausaufenthalt konfrontiert. Inwieweit hat Ihnen bei der Überwindung der Krankheit Ihr eigener Ansatz geholfen? Und haben Sie dabei noch weitere Erkenntnisse hinzugewonnen?

Winter: Ich hatte stark vergrößerte Lymphknoten, hervorgerufen durch ein Seminom, das erfolgreich wegoperiert wurde. Bedrohlich wurden die Tumoren durch ihr stetiges Wachstum, denn sie drückten meine großen Blutgefäße kontinuierlich zu. Es hieß im Sommer 2019, ich hätte nur noch wenige Wochen zu leben, wenn ich nicht sofort eine Chemotherapie machte. Da keine Zeit für die natürliche Rückbildung mit alternativen Verfahren blieb, entschied ich mich dazu. Das ist kein Vergnügen, und ich rate niemandem dazu, so lange zu warten, wie ich es getan habe. Wenn man merkt, dass etwas im Körper nicht stimmt, sollte man sich darum kümmern. Zum Glück konnte ich mit meinem eigenen „Werkzeugkasten“ meinen Körper sehr unterstützen und die Behandlung auf nur vier Wochen verkürzen. Im Sommer 2020 vergrößerten sich wieder einige Lymphknoten, und es wurde für mich noch knapper. Ich wog nur noch 53 Kilo, hatte kaum noch Blut und stand unter hochdosiertem Morphium gegen die Schmerzen. Keine Zeit für natürliche Krebsbehandlung. Ich hatte den Ernst der Lage einfach unterschätzt. Also machte ich wieder eine Chemotherapie, eine, die noch viel radikaler und länger sein sollte als die erste. Als ich erfuhr, was die sogenannte „Hochdosis-Chemotherapie“ mit meinem Körper anstellt, musste ich weinen. Man wird an den knappen Rand des Todes gebracht. Aber ich hatte keine Wahl und stimmte der Therapie zu, die ich aber erstaunlich gut vertrug. Die neuen Tumoren sowie die monatelangen Schmerzen waren übrigens innerhalb eines einzigen Tages fast völlig verschwunden. Ich habe mit Selbsthypnose nachgeholfen.
Medizinische Hilfe ist eine Krücke, ein Werkzeug zur raschen Symptombekämpfung. Sie kommt zum Einsatz, wenn alles andere zu spät wäre. Der Vorteil ist, man kann weiter so leben wie bisher, ohne etwas an sich zu ändern. Der Nachteil ist: Ohne Ursachenbekämpfung holt die Vergangenheit einen wieder ein, und Symptome können chronisch werden. Es ist keine Schande, krank zu werden – es kann jeden erwischen, auch den Heiler, den Guru, den Therapeuten und den Coach –, aber man kann sich überlegen, was einen krank gemacht hat, und nach dem Abstellen der Stressquelle entsprechend schnell wieder gesund werden. 2019 sagte ein Chefarzt zu mir, die Ursache von Krebs sei „Pech“, Da war ich erst einmal sprachlos. Er hat doch sicher nicht Medizin studiert, um dann Rezepte gegen „Pech“ aufzuschreiben?

Viele der in Ihren Büchern vorgestellten Fallbeispiele beruhen auf traumatischen Erfahrungen in der frühen Kindheit, die zu einem unbewussten Fehlverhalten führen. Wie kann man diese angstbasierten Verhaltensmuster vermeiden und damit spätere Erkrankungen verhindern?

Winter: Die kurze Antwort lautet: Bevormunden und ängstigen wir unsere Kinder nicht! Kinder brauchen das Gefühl, dass sie ein emotionales Zuhause haben, in welchem sie sicher sind. Jedes Problem sollte eine Lösung haben, und vor allem: Nicht die Eltern dürfen der Problemlieferant sein. Erwartungsdruck und Überforderung viel zu unreifer Eltern sind die eigentliche Gefahr in unserer Gesellschaft. Die ausführliche Antwort finden Sie in meinem Taschenbuch „Zu viel Erziehung schadet!“. In „Heilen durch Erkenntnis“ zeige ich, wie man diese Schäden wieder repariert.

Buch-Tipp:
Andreas Winter: Heilen durch Erkenntnis. Das Unterbewusstsein entschlüsseln, um Blockaden und Symptome aufzulösen. Mankau Verlag, 1. Aufl. März 2021, Taschenbuch, 12 x 19cm, 206 Seiten, 12,00 Euro (D) / 12,40 Euro (A), ISBN 978-3-86374-605-6.

Link-Empfehlungen:
Mehr Informationen zum Taschenbuch „Heilen durch Erkenntnis“
Zur Leseprobe im PDF-Format
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