Interview mit Thomas Lambert Schöberl: „In jedem von uns wohnt eine grüne Seele“

„Mutter Natur erinnert uns daran, dass alles mit allem und jeder mit jedem verbunden ist; sie macht uns schwingungsfähiger, empathischer und eröffnet uns eine uralte, intuitive Weisheit und Wege der Heilung. Als Heilpraktiker bringe ich Mensch und Natur wieder mehr in Einklang. Dem Ruf des Lebendigen zu folgen und meinen Patienten Schutzräume zu eröffnen, in denen sie Geborgenheit und neue Inspiration finden können, ist die wohl schönste Aufgabe innerhalb meiner Berufung geworden.“ Thomas Lambert Schöberl, Autor des Buchs „Grüne Seelen“, möchte jeden Menschen ermutigen, seine grüne Seele sowie den Reichtum eines ganzheitlichen Weltbilds und einer nachhaltigen Lebensweise zu entdecken.

In Ihrem Erstlingswerk „Grüne Seelen“ verweben Sie Ihre eigene Geschichte mit einer Wiederentdeckung natürlichen Wissens und eines ganzheitlichen Weltbilds. Welche Leser möchten Sie damit erreichen? 

Thomas Lambert Schöberl: „Grüne Seelen“ erzählt von den Erfahrungen des Menschseins – vom Lieben und Hoffen, vom Zweifeln und Glauben, von der Suche nach Sinn und Eingebundenheit. Die Natur erinnert uns daran, dass alles mit allem und jeder mit jedem verbunden ist. Wir alle sollten diese Botschaft verinnerlichen und aktiv leben lernen, denn dann eröffnet sich uns eine uralte, intuitive Weisheit, die uns auch Wege der Heilung ermöglichen kann. Ja, ich glaube, dass in jedem von uns eine grüne, kreative Seele wohnt, und ich möchte alle dazu ermutigen, diese Urkraft, dieses natürliche Urvertrauen, wiederzuentdecken. 

Heilpraktiker wird man nicht, um Reichtum, Prestige, Macht oder Einfluss zu erlangen, sondern meist folgt man einer individuellen Berufung, die nicht selten aus der Bewältigung einer Lebenskrise erwächst. Was hat Sie auf Ihren Weg gebracht? 

Schöberl: Ich bin davon überzeugt, dass eine intensive Begegnung mit Mutter Natur uns Menschen verändert, schwingungsfähiger und empathischer macht. Mitfühlen zu können, ohne zu urteilen, eröffnet Souveränität in Körper, Geist und Seele, die uns für das Wohl der Schöpfung und der Gesellschaft einstehen lassen. Für mich bedeutet Berufung Hingabe. Sie fordert von uns, dass wir das, was wir tun, ganz tun. Als Heilpraktiker bringe ich Mensch und Natur wieder mehr in Einklang. Bekanntlich beginnt Natur schon in unseren eigenen vier Wänden, bei der Kleidung, die wir tragen, und den Lebensmitteln, die wir zu uns nehmen. Mir persönlich haben der tägliche Aufenthalt in der Natur, die traditionelle Naturheilkunde, eine Festigung im Glauben und die Hinwendung zu einem ganzheitlichen, hoffnungsvollen Weltbild nicht nur bei der Überwindung einer eigenen schweren Autoimmunerkrankung geholfen, sondern mein Leben mit mehr Tiefe bereichert. Dem Ruf des Lebendigen zu folgen und den Menschen Schutzräume zu eröffnen, in denen sie Geborgenheit und neue Inspiration finden können, ist die wohl schönste Aufgabe innerhalb meiner Berufung geworden. Eine solche Überzeugung entspringt immer dem Herzen und beruht auf gelebter Erfahrung.

„Grüne Seelen“ erscheint auch als Hörbuch, das Sie mit eigenen Melodien, Liedern und Gedichten selbst vertont haben. Sie sind studierter Musik- und Kunstpädagoge, außerdem betreiben Sie in München eine eigene Naturheilpraxis. Wo liegen Ihre thematischen Schwerpunkte, und was ist das Besondere Ihres individuellen Ansatzes? 

Schöberl: Meiner Meinung nach findet nachhaltige Genesung immer ganzheitlich statt. Wir Therapeuten sollten alles daran setzten, sämtliche Ressourcen unserer Patienten zu aktivieren. Um Hoffnung, Selbstvertrauen und Motivation zu fördern, braucht es also mehr als nur liebevolle Worte, medizinischen Rat oder ein Rezept – nein, es braucht zusätzlich Räume für echte, wertfreie und vertrauensvolle Erfahrungen und Begegnungen. Für viele Menschen können Natur, Kunst, Musik, Glaube oder Spiritualität Zugänge zu diesen heilsamen Räumen eröffnen. Neben der Betrachtung des Blutes unter dem Dunkelfeldmikroskop sowie der Pflanzen- und Ernährungsheilkunde liegt mein Praxisschwerpunkt somit auf der ganzheitlichen, kreativen und spirituellen Betrachtung des Erkrankungskontextes meiner Patienten.

Am 30. November 2019 hat das Bundesgesundheitsministerium ein Rechtsgutachten zum Heilpraktikerrecht ausgeschrieben, das möglicherweise erhebliche Auswirkungen auf den Beruf des Heilpraktikers hat. Wie ist der aktuelle Stand, und wie beurteilen Sie die gegenwärtige Debatte? 

Schöberl: Über viele Jahrhunderte hinweg stehen Naturheiler in der Kritik oder wurden gar verfolgt, und doch können sie von sich behaupten, ein fest etablierter Bestandteil in der medizinischen Versorgung unserer Gesellschaft zu sein. Das spricht für die Wirksamkeit ihrer Arbeit! Wir leben in sehr schnellen Zeiten, die geprägt sind von exponentiellen wissenschaftlichen und technischen Fortschritten. Auch der Beruf des Heilpraktikers unterliegt diesem Wandel und sollte sich, trotz seiner allgemeingültigen Berufungen auf die ursprünglichen Prinzipien des Lebens und der Natur, immer wieder kritisch selbst hinterfragen, um zeitgemäße Antworten auf die Fragen der Menschen zu finden. Ich glaube, dass sich im Rahmen der existentiellen Debatten unserer Zeit – Reformen im Gesundheitssystem, Natur- und Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Biodiversität, Welternährung, Wachstum, Corona und die hohe Anzahl an vorerkrankten Bevölkerungsschichten etc. – neue Chancen und Wirkungsräume für Heilpraktiker auftun, sei es als fachübergreifende Vermittler im Gesundheitssystem, als ein Oppositionslager im politischen Prozess oder als vorbildliche Treiber einer nachhaltigeren Lebensweise angesichts der schwindenden Ressourcen unseres Planeten. 

Etwa 47.000 Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker gibt es in Deutschland, und Hunderttausende von Patienten vertrauen auf ihre Behandlung – insbesondere bei chronischen Erkrankungen. Welche Bedeutung haben Heilpraktiker in unserem sogenannten Gesundheitssystem? 

Schöberl: Heilpraktiker sind vor allem dann die richtige Anlaufstelle, wenn es nicht um akute Beschwerden geht, sondern die Genesung des Patienten eine dauerhafte Lebensumstellung fordert. Dann ist es wichtig, dass chronisch erkrankte Menschen neben einer schulmedizinischen und psychotherapeutischen Betreuung auch eine neue Verbindung zu sich selbst, also zu Körper, Geist und Seele, zu ihrem Umfeld und unbedingt auch zur Natur entwickeln. Zudem fördern Heilpraktiker die Selbstwirksamkeit und die Selbstheilungskräfte ihrer Patienten, sind effizient und kostengünstig. Sie entlasten unser ohnehin überfordertes Gesundheitssystem und erinnern immer wieder an oft vergessene, aber hochwirksame und natürliche Therapieansätze wie das Fasten, Meditation, den Aderlass oder die Ernährungs- und Pflanzenheilkunde. 

Sie verstehen die Verbindung zur Natur als Dreh- und Angelpunkt Ihrer Arbeit, wobei Sie nicht ein „Zurück zur Natur“, sondern ein „Mit der Natur“ empfehlen. Was ist damit gemeint, und wie wirkt sich diese Ausrichtung auf Ihre Arbeit aus? 

Schöberl: Ich bin ein großer Freund der Wissenschaften und fasziniert vom unstillbaren Forscherdrang des Menschen. Zugleich denke ich, dass sich wissenschaftliche und spirituelle/theologische Weltbilder nicht kategorisch widersprechen müssen, sondern sich sogar gegenseitig bedingen und fördern. Es wäre geschichtsblind zu glauben, dass wir Menschen zur Lösung unserer individuellen und globalen Herausforderungen die Antwort ausschließlich in vergangenen Lebensentwürfen finden werden. Für Einzelne mag das stimmig sein, aber ich denke, dass solch ein Weltbild schnell Gefahr läuft, in Weltabkehr und Verschwörungsglauben zu münden – es macht uns passiv. Die Formulierung „mit der Natur“ fordert von uns hingegen Aktion, Respekt, Mut und Ideenkreativität. Wenn wir zusammen mit der Natur agieren, werden wir zu mündigen Schülern von Mutter Erde, und zwar aus Wertschätzung und Dankbarkeit heraus und nicht aufgrund von Angst, Flucht und Ohnmacht. 

Zum ganzheitlichen Wohle der Patienten müsse es Ihrer Ansicht nach möglich sein, die ärztliche und die heilpraktische Versorgung in respektvollen Einklang zu bringen. Wie kann dieses Ziel in Zukunft erreicht werden? 

Schöberl: Die direkte Zusammenarbeit von Ärzten und Heilpraktikern ist gesetzlich untersagt. Um Lagerkämpfe zu beenden, braucht es mehr Möglichkeiten dafür, dass offene und tolerante Ärzte mit zukunftszugewandten Heilpraktikern in enger Verknüpfung ihrer Kernkompetenzen echte Pionierarbeit leisten können. Es bräuchte mehr vermittelnde Foren und Berichterstattungen anstatt einer ständigen Überbetonung von Einzelfällen und trennenden Elementen zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde. Nachhaltige Heilung braucht Vielfalt – ich glaube, das lehrt uns die Natur am besten!

Buch-Tipp:
Thomas Lambert Schöberl: Grüne Seelen. Über die Weisheit der Natur: Aus der (Lebens-)Praxis eines Heilpraktikers. Mankau Verlag, 1. Auflage Februar 2021, Klappenbroschur, 13,5 x 21,5 cm, 318 S., 18,95 Euro (D) / 19,50 Euro (A), ISBN 978-3-86374-598-1.

Hörbuch-Tipp:
Thomas Lambert Schöberl: Grüne Seelen (Hörbuch). Über die Weisheit der Natur: Aus der (Lebens-)Praxis eines Heilpraktikers. Mankau Verlag, 1. Auflage Februar 2021, 1 MP3-CD im Jewelcase, Laufzeit ca. 632 Min., 15,00 Euro UVP (D/A), ISBN 978-3-86374-601-8

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