Interview mit Anja Haider-Wallner und Mona Haider: „Veränderungen im Kleinen verbessern auch das große Ganze!“

„Allerorten ist zu spüren: Die Zeit ist reif für Veränderung! Immer mehr Menschen orientieren sich Richtung Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz und fairem Miteinander; das Thema Ökologie hat längst die ‚Birkenstock-Ecke‘ verlassen! Die Initiative ‚Enkeltauglich Leben‘ will uns dafür begeistern, in kleinen Schritten unsere eigene und damit die ganze Welt zu verbessern. Das Wunderbare daran ist: Damit machen wir nicht nur die Welt ein bisschen schöner, sondern wecken auch Glücksgefühle in uns selbst.“ Anja Haider-Wallner und Mona Haider wollen mit ihrem Kompakt-Ratgeber „So klappt’s mit dem Welt-Retten“ – dem offiziellen Ideenbuch zur Initiative „Enkeltauglich Leben“ – zum Umdenken inspirieren, zahlreiche Tipps liefern und bei den ausschlaggebenden, alltäglichen Entscheidungen helfen: Was kaufe ich, was esse ich, wie bewege ich mich fort, und womit verbringe ich meine Freizeit?

Ihr Kompakt-Ratgeber ist auch das offizielle Ideenbuch zur Initiative „Enkeltauglich Leben“. Was muss man darunter verstehen, und wie lassen sich diese Ideen im Alltag umsetzen?

Anja Haider-Wallner: „Enkeltauglich Leben“ ist eine Initiative, die auf den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie basiert. Sie wurde entwickelt, um Menschen dafür zu begeistern, in kleinen Schritten ihre eigene und damit die ganze Welt zu verändern. Das Buch hilft dabei, sich inspirieren zu lassen und kreativ Verbesserungspotenziale im eigenen Alltag aufzuspüren.

Mona: Schließlich geht es um die vielen kleinen Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen. Und dazu haben wir jede Menge praktische Tipps, Rezepte und nützliche Links zusammengestellt.

„Nur noch kurz die Welt retten …“, heißt es in einem aktuellen Erfolgshit, der das Vermessene und Übertriebene an diesem Anspruch ironisch umschreibt. Ist dieses Ziel nicht tatsächlich viel zu groß, um erreicht zu werden? Was kann der Einzelne dafür tun?

Anja Haider-Wallner: Ja, dieses Ziel ist groß. Doch das Schlimmste ist, dass man sich davon entmutigen lässt – nach dem Motto „Was kann ich schon tun“?! Die Geschichte zeigt immer wieder, dass eine kritische Masse an Menschen große Veränderungen bewirken kann. Das Buch beschreibt viele Möglichkeiten für Engagement – nicht jede*r muss alles machen. Der eine engagiert sich vielleicht in einem wohltätigen Verein, die andere fastet einen Monat lang Plastik. Eine Familie legt jede Woche zwei vegane Tage ein, und die Oma macht ihr Kreuz einmal bei einer anderen Partei und marschiert bei „Grannys for future“ mit. Das Wunderbare an all diesen kleinen Aktivitäten, die Kern des Enkeltauglich-Leben-Spiels sind: Sie verändern nicht nur die Welt, sie wecken auch Glücksgefühle in uns selbst.

Mona: Klar, weil sie Sinn machen, und Sinn macht happy!

Sie beide sind seit frühester Jugend politisch und ökologisch engagiert und wirken in zahlreichen Initiativen mit. Was hat Sie beide dazu motiviert, und wie schätzen Sie persönlich die „Nachhaltigkeit“ des Einflusses aktueller Bewegungen auf das öffentliche Bewusstsein ein?

Anja Haider-Wallner: Ich bin schon nachhaltig aufgewachsen. In den 1990er-Jahren war dieser Lebensstil leider noch nicht so trendig, und man wurde eher in die sozialromantische Birkenstock-Müsli-selbstgestrickte-Mützen-Ecke gestellt. Ich habe in der Pubertät dagegen rebelliert, indem ich gewachste Äpfel aus Chile und in Plastik verpackte Fertigprodukte gegessen habe. Als ich Mutter wurde, habe ich mich dann wieder rückbesonnen und meine Kinder von Anfang an ökologisch nachhaltig angezogen, eingecremt und ernährt. Politisches Engagement habe ich auch schon selbst von klein auf mitbekommen, das ist bei mir dann fast automatisch gelaufen. Meine Tochter kennt es nicht anders. Inwieweit sie selbst diesen Weg gehen wird, wird sich noch zeigen. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass Greta Thunberg und die Fridays-for-Future-Bewegung massiv zur Bewusstseinsveränderung in der Welt betragen.

Mona: Das war auch schon längst fällig und notwendig!

Beim „Welt-Retten“ und der Initiative „Enkeltauglich Leben“ geht es nicht nur um ein ökologisch nachhaltiges Leben, sondern auch um Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit und Demokratie. Warum hängen diese Themen so eng miteinander zusammen?

Anja Haider-Wallner: Für mich sind diese Werte miteinander verwoben – egal, wo ich beginne, es bringt mich auch zu den anderen. Wenn ich mich darum bemühe, dass Menschen, die in Entwicklungsländern in der Landwirtschaft arbeiten, gerechte Bezahlung und Chancen für ihre Kinder bekommen, dann will ich auch unterstützen, dass ihre Arbeitsbedingungen gesundheitlich unbedenklich sind und sie nicht mit krank machenden Chemikalien arbeiten müssen. Biologischer Anbau ist der nächste Schritt, und schon bin ich in der ökologischen Landwirtschaft angekommen. Wenn Menschen außerdem würdevolle Arbeitsplätze haben sollen, komme ich um Regelungen für Mitbestimmung nicht herum.

Ihr Ratgeber enthält auch einen Spielplan mit Anleitung, um den eigenen Lebensstil zu hinterfragen und kleine Veränderungen im eigenen Lebensumfeld spielerisch umzusetzen. Wie funktioniert dieses Spiel konkret, und welche Regeln sind dabei zu beachten?

Anja Haider-Wallner: Mit dem Spielplan und der Anleitung kann jede*r zum Gastgeber für das Enkeltauglich-Leben-Spiel in Kurzform werden. Das Spiel funktioniert über die Motivation, die der Wettbewerb in der Gruppe schafft. Zuerst nimmt man sich die Zeit, ein Thema zu diskutieren, Erfahrungen auszutauschen und sich durch die Beispiele im Buch inspirieren zu lassen.

Mona: Dann findet jede*r für sich ganz individuelle Aufgaben, und die Gruppe entscheidet gemeinsam, wie viele Punkte dafür vergeben werden. Ziel ist es, zusammen möglichst viele Punkte durch herausfordernde Aufgaben zu sammeln. Für alle Punkte werden dann am Ende nach vier Treffen CO2-Zertifikate gespendet, also Klimaschutzprojekte unterstützt.

Anja Haider-Wallner: Das heißt, je motivierter die Gruppe insgesamt ist, desto größer auch das Sahnehäubchen am Ende. Und die kleinen Aufgaben, die verändern die eigene kleine Welt, aber leisten auch einen Beitrag für das Ganze!

Vom Kochen und Essen über Wohnen und Konsum bis hin zu Finanzen und Mobilität gibt es viele Möglichkeiten, den Lebensstil in Richtung Nachhaltigkeit zu optimieren. Wo findet man weitere Informationen, um sich intensiver mit diesen Fragen zu beschäftigen?

Anja Haider-Wallner: Das Buch enthält viele Link-, Film- und Lesetipps für all jene, die sich in bestimmte Themen vertiefen wollen. Es gibt in vielen Städten Initiativen und NGOs, bei denen man andocken kann. Wenn man eine Spielgruppe startet und Gleichgesinnte kennenlernt, dann ergeben sich die Vernetzung und der nächste hilfreiche Kontakt in der Region meist ganz von selbst.

Die Würde jedes Menschen, aber auch von Tieren und der Natur anzuerkennen und danach zu handeln, sollte ein wesentliches Ziel jeder ökologischen Bewegung sein. Dazu gehört auch die Selbstfürsorge. Was bedeutet dieses Konzept für Sie?

Anja Haider-Wallner: Nur wenn ich weiß, was ich selbst brauche, mir selbst auch Gutes tue, auf meine Grenzen achte und mir Auszeiten nehme, dann kann ich auch gut für andere da sein. Dieser Bereich ist für mich persönlich die größte Herausforderung, da mich so viel begeistert und ich immer für andere da bin. Ich schreibe mir Goodies für mich selbst regelmäßig in den Kalender, damit ich mich nicht selbst darüber vergesse.

Buch-Tipp:
Anja Haider-Wallner und Mona Haider: So klappt’s mit dem Welt-Retten (Kompakt-Ratgeber). Kleine Veränderungen mit großer Wirkung. Das offizielle Ideenbuch zur Initiative „Enkeltauglich Leben“. Mankau Verlag, 1. Aufl. Februar 2020, Klappenbroschur, 11,5 x 16,5 cm, farbig, 158 S., mit beiliegendem Spielplanposter (41,6 x 32 cm), 12,00 Euro (D) / 12,40 Euro (A), ISBN 978-3-86374-550-9

Link-Empfehlungen:
Weitere Informationen zum Kompakt-Ratgeber „So klappt's mit dem Welt-Retten“
Mehr über die Autorin Anja Haider-Wallner
Mehr über die Autorin Mona Haider
Zum Internetforum mit unseren Autoren und Lesern
Zur Webseite der Initiative „Enkeltauglich Leben“