Matthias A. Exl: "Meine tägliche Aufgabe ist, das Leben im Hier und Jetzt zu leben"

"Der Mensch verlagert Glück gerne in die Zukunft. Dies geschieht durch „Wenn/Dann“-Verknüpfungen. Doch was geschieht, wenn alle gesteckten Ziele, die ich mit scheinbarem Glück verknüpft habe, erreicht sind? Bin ich dann wirklich frei? Bin ich dann wirklich glücklich? Habe ich dann wirklich Zeit? Jeder Mensch altert, doch die meisten werden zu alten Menschen voller Bedauern." Matthias A. Exl, Autor des Buches "Befreie dich selbst!", spricht über  (scheinbares) Glück, Zwänge, Selbstreflexion und die Kunst, ein erfülltes Leben zu führen.

Vor fast zehn Jahren erschien der spirituelle Ratgeber „Befreie dich selbst!“, der nun als aktualisierte Taschenbuchausgabe veröffentlicht wird. Was hat sich seit der Erstausgabe getan?

Exl: Die erste Frage ist: Was hat sich in der Welt getan? Die letzten zehn Jahre waren geprägt von wachsender internationaler politischer Unsicherheit, ungerechtfertigten Kriegen der Gier, ausuferndem Wirtschaftsliberalismus und einem Verfall von ethischen Werten innerhalb der Gesellschaft. Gleichzeitig hat die Vermarktung von esoterischer Literatur und Seminaren rund um das Thema Transformation und Zeitenwende 2012 ein Ende gefunden. Die zweite Frage ist: Wie sehr hat sich der Mensch tatsächlich weiterentwickelt? Wie sehr hat er sich der ehrlichen Selbstreflexion gewidmet? So lautet die Antwort in Bezug auf das Buch: Ich glaube, dass das Buch durch genau diese Umstände mehr Relevanz hat denn je!

Das Buch ist getragen von der Erfahrung, die Sie selbst in Ihrem Leben gemacht haben, und dokumentiert die Befreiung von den Zwängen einer Scheinwelt. Wann haben Sie erkannt, dass mit dem beruflichen Aufstieg ein persönlicher Niedergang einherging?

Exl: Der Mensch verlagert Glück gerne in die Zukunft. Dies geschieht durch „Wenn/Dann“-Verknüpfungen. Doch was geschieht, wenn alle gesteckten Ziele, die ich mit scheinbarem Glück verknüpft habe, erreicht sind? Bin ich dann wirklich frei? Bin ich dann wirklich glücklich? Habe ich dann wirklich Zeit? Jeder Mensch altert, doch die meisten werden zu alten Menschen voller Bedauern. Denn wenn die Lebenszeit knapp wird, wird auch klar, wie man vieles verschoben hat, es wird klar, wie viele Möglichkeiten man ungenutzt verstreichen ließ. In meinem Fall war mein großes Glück, dass ich sehr früh alle fragwürdigen Ziele erreicht hatte, und mir meine sinnlosen Prioritäten ungeschminkt und voller Härte vor Augen führen konnte.

„Befreie dich selbst!“ soll dazu dienen, eine ganz individuelle Kommunikation mit dem Höheren Selbst zu finden, und bietet Hilfe bei der Veränderung, bei der persönlichen Transformation. Von welchen Zwängen gilt es sich konkret zu befreien, und was wird damit erreicht?

Exl: Zwänge sind immer etwas sehr Individuelles, und um sie erkennen zu können, braucht es eine Form der ehrlichen Selbstreflexion. Natürlich gibt es auch kollektive Zwangsformen, die der Mensch in all ihrer Sinnlosigkeit auch noch nährt. Der Schein wird höher bewertet als wahres Sein. Es ist wichtiger, eine geschönte Fassade des eigenen Lebens zu jedem Preis aufrecht zu erhalten und zu präsentieren, als kompromisslos der ehrlichen Lebensfreude Priorität zu geben. Doch wieso treffen wir jene absurde Wahl? Weil die Angst vor der Konsequenz einer Veränderung uns sagt, dass diese viel zu viel kostet. Was werden die Nachbarn sagen? Was geschieht mit meinem Kredit? Wovon soll ich leben? Da fällt es wesentlich leichter, einmal die Woche Yoga zu betreiben und sich mit Gleichgesinnten über die Energie der Engel zu unterhalten, als sich z. B. mit der eigenen desolaten Beziehung auseinanderzusetzen. Doch was geschieht, wenn ich ein ehrliches Resümee meines Lebens ziehe und „Ja“ zur Veränderung sage? Freiheit und Glück sprengen den selbsterschaffenen goldenen Käfig. Natürlich können einem die Gitterstäbe schon mal kräftig um die Ohren fliegen, doch irgendwann ist auch das vorbei und die Sicht ist völlig klar.

Viele Menschen empfinden ihr Leben als eine Art Straflager, in dem man arbeiten und funktionieren muss, um erfolgreich zu sein. Ist dieses Bild zutreffend oder hält das Leben eigentlich ganz andere Aufgaben bereit?

Exl: Ich denke, jeder Mensch hat die Hoffnung, dass da mehr ist als das sich ewig drehende Hamsterrad in einem bestenfalls goldenen Käfig. Leider fehlt es den meisten Menschen an Mut, über ein Leben außerhalb des Käfigs nachzudenken. Es fehlt an Vertrauen, dass hinter den Gitterstäben atembare Luft ist. Die Furcht vor dem Unbekannten wiegt schwerer als die lähmende Bequemlichkeit des Vertrauten, auch wenn das Vertraute oftmals ohne Farbe, eintönig und sinnlos erscheint.

Wer den Weg der Befreiung geht, könne zu einem aktiven Mitarbeiter an der Heilwerdung seiner Familie, seiner Firma, seines Landes, ja der ganzen Welt werden. Wie lässt sich das umsetzen und welche Hindernisse begegnen auf diesem Weg?

Exl: Früher dachte ich, dass es darum geht, die Herde vor dem Schlachthof zu retten. Mittlerweile habe ich erkannt, dass es jedem zu jedem Zeitpunkt freisteht, die Herde zu verlassen. Die meisten wollen dies aber nicht, weil die Fütterung passt, der Tierarzt immer zur Stelle ist. Gleichzeitig haben die Menschen die Einstellung, dass sich das zukünftige Ich um Fragen rund um den Schlachthof kümmern soll. Wie soll man also jemanden bewegen, der sich eigentlich nicht bewegen will? Selbst als spiritueller Lehrer wird man gerne als Hirte, der das selbstständige Denken übernehmen soll, missbraucht. Tatsächlich geht es aber bei gelebter Spiritualität darum, ehrliche Innenschau zu betreiben und an jenen Themen zu arbeiten, die ein ganzes Leben füllen können: Dies sind nicht die globalen Probleme, nicht die Dinge, die auf irgendeiner astralen Ebene, sondern jene, die in den eigenen vier Wänden stattfinden.

Eines der wichtigsten, den Weg der Befreiung begleitenden Gesetze sei das Spiegelgesetz. Es besagt, dass alles, was im Außen geschieht, eine Reflexion des inneren Seinszustandes ist. Was bedeutet das für das Verhältnis des Einzelnen zu seinen Mitmenschen und seiner Umwelt?

Exl: Dadurch, dass die eigene Wirklichkeit durch die eigenen Emotionen bestimmt wird und die eigenen Emotionen auf den eigenen Erfahrungen beruhen, sollte klar sein, dass die erlebte Wirklichkeit nie allgemein gültige Wahrheit sein kann. Erkenne ich die subjektive Natur meiner Wahrnehmung und erlöse die zugrundeliegenden Emotionen, verändert sich die Sicht auf die Welt auf nachhaltige Weise. Wie? Toleranz, Demut und Verständnis halten Einzug, wo vorher Besserwisserei, Sturheit und Ausgrenzung geherrscht haben. Aus dem Erkenntnisgewinn entsteht größeres Vertrauen in das Leben, Dankbarkeit für das Sein und wahres Glück und Lebensfreude.

Worin sehen Sie heute Ihre wichtigste Aufgabe als Autor und Unternehmer, und was bedeutet für Sie Erfolg?

Meine tägliche Aufgabe ist, das Leben im Hier und Jetzt zu leben, dabei dieses achtsam und dankbar anzunehmen und nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. Erfolg ist für mich, wenn ich viel gelacht habe, wahre Lebensfreude spüre und voller Dankbarkeit das Wunder des Lebens feiern kann.

 

Buch-Tipp:
Matthias A. Exl: Befreie dich selbst! Über die Kunst eines erfüllten Lebens. Mankau Verlag 2018, 9,95 Euro (D) / 10,30 Euro (A), Taschenbuch, 12 x 19 cm, 203 S., ISBN 978-3-86374-439-7.

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