„Befreien Sie sich aus den Fängen Ihrer Beziehung!“

Interview mit der Kommunikationstrainerin und Bestseller-Autorin Bärbel Mechler ("Von Psychopathen umgeben")

„Psychopathische Charaktere sind schwer gestörte Menschen, die zu einer tiefer gehenden Bindung und echten Gefühlen gar nicht fähig sind. Wenn Sie ein solches Exemplar an Ihrer Seite haben, müssen Sie sich erst klar machen, dass er Sie nie geliebt hat und nie lieben wird; danach müssen Sie Ihren Weg gehen, ungeachtet dessen, was Ihr Psychopath denkt, sagt oder tut. Auf diesem Weg begleite ich Sie mit praktischem Rat aus langjähriger Erfahrung. Schon Aristoteles wusste: Wir können dem Wind nicht gebieten, aber wir können die Segel neu setzen und den Kurs neu bestimmen.“

Die Kommunikationstrainerin Bärbel Mechler, Autorin des Taschenbuchs „Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath“, begleitet sehr erfolgreich Opfer psychopathischer Beziehungen und leistet kompetente Hilfe, für den schwierigen Umgang sowohl mit dem aggressiven (Ex-)Partner als auch den öffentlichen Institutionen wie Familiengericht und Jugendamt – zum bestmöglichen Schutz aller Beteiligten.

Warum fallen so viele Menschen auf psychopathische Persönlichkeiten herein?

Bärbel Mechler: Da könnte ich zurückfragen: Warum sollten sie es nicht tun? Psychopathische Charaktere sind in der Eroberungsphase sehr charismatisch, eloquent, höflich und zuvorkommend. Sie sprechen von der großen Liebe, wirken interessiert und geben vor, die gleichen Gefühle wie ihre Auserwählten zu empfinden, die gleichen Ansichten zu vertreten u.v.m. Hinter so viel Zauber solch einen Abgrund zu vermuten, dazu ist ein unerfahrener Mensch gar nicht in der Lage. Die Wirklichkeit ist jedoch, dass diese Individuen stufenweise vorgehen, nach einem ausgeklügelten Beuteschema. Sie benutzen festgelegte, erfolgreiche Eroberungsstrategien. Wichtiger Bestandteil derer ist, dass die Wahl des jeweiligen Partners nach kalkulierten Kriterien erfolgt: So ist ein wesentlicher Aspekt, dass sie emotionale, zarte und verletzliche Menschen bevorzugen, die genau jene tiefe Gefühlsebene besitzen, die ihnen nicht zugänglich ist. Und sensible Menschen sind viel eher bereit, ihnen Glauben zu schenken, zu vertrauen, im Zweifelsfalle die Schuld bei sich zu suchen, und hoffen auch in schmerzhaften Situationen immer noch auf das Gute im Herzen des anderen.

Was erwartet Betroffene, wenn sie sich an solche gestörte Personen binden?

Bärbel Mechler: Da solche Beziehungen wie Märchen beginnen, weigern sich die Opfer nicht selten über lange Zeit hinweg, sich die unheilvolle Spirale einzugestehen. Zu schön und zu tief war die vermeintliche Erfahrung, geliebt und begehrt zu werden und ein ganz besonderer Mensch zu sein. Aber diese kranken Menschen kennen kein Sich-Verschenken, kein Sich-Hingeben in die Hände eines anderen. Sie planen, verführen und kontrollieren, um ihre perversen Bedürfnisse zu befriedigen. Ihre Partner wurden zu keinem Zeitpunkt geliebt. Im Gegenteil, sie werden lediglich in den bestehenden Alltag der Psychopathen und in ihr erbarmungsloses Konzept integriert. Bis die Opfer im Letzten anerkennen, dass sie betrogen wurden, sind sie meistens schon durch die anhaltenden Herabsetzungen, Demütigungen und Lügen so destabilisiert, dass sie keine klaren Entscheidungen mehr treffen können. Nicht selten haben sie Angst, in der Beziehung zu bleiben, und genauso viel Angst, sie zu verlassen.

Aus Ihrer jahrelangen Praxiserfahrung und den Fallgeschichten vieler Klientinnen lassen sich konkrete Bewältigungsstrategien und Handlungskompetenzen entwickeln. Was empfehlen Sie Betroffenen als ersten Schritt, um sich aus einer psychopathischen Beziehung zu befreien?

Bärbel Mechler: Der erste Schritt in ein unabhängiges Leben ist die Einsicht, dass man es mit einem kranken Menschen, mit kranken Wertvorstellungen und mit kranken Handlungen zu tun hat. Das sind Tatsachen, die keine Hoffnung zulassen, was zunächst in der täglichen Kommunikation berücksichtigt werden muss. Solange Ihnen noch wichtig ist, was Ihr Psychopath denkt bzw. entgegnet, bleiben Sie in seinem Sog gefangen. Erst wenn Sie den Wunsch aufgeben, verstanden zu werden, gelingt es Ihnen, Ihre Energie auf das, worauf es wirklich ankommt, auszurichten – nämlich auf die Erreichung Ihrer eigenen Ziele wie beispielsweise der Trennung.

Was müssen Mütter oder Väter bei einer Trennung befürchten, wenn sie gemeinsame Kinder mit dem Psychopathen / der Psychopathin haben?

Bärbel Mechler: Es gibt mehrere ernst zu nehmende Gründe, mit gemeinsamen Kindern eine Trennung sehr sorgfältig zu überdenken. Die Betroffenen müssen sich mindestens darüber im Klaren sein, dass sie, sollten sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen, mit anhaltenden Streitigkeiten bezüglich der Unterhaltszahlungen und des Umgangsrechts rechnen dürfen. Weiter müssen sie davon ausgehen, dass der psychopathische Elternteil in Gegenwart der Kinder herablassend oder aggressiv über sie sprechen wird. Doch die größte Befürchtung ist sicherlich, dass sie während der Umgangszeiten ihre Kinder nicht mehr beschützen können. Das verwundert nicht, haben sie doch selbst unzählige perfide Angriffe erlebt, die diese Ängste rechtfertigen. So gibt es Väter, die ihre Kinder am Wochenende abholen und sie bei wechselnden Babysittern abgeben, nur um die Mütter zu quälen und zu bestrafen. Psychopathen selbst macht es nichts aus, ihre Kinder leiden zu sehen bzw. für ihre Zwecke zu missbrauchen. Das ist ihre dunkle Macht.

Können Gerichte und Jugendämter die Kinder denn nicht schützen?

Bärbel Mechler: Damit kann man leider nicht automatisch rechnen. Das ist ja das Dilemma: Psychopathische Personen sind Meister der Täuschung, und es gelingt ihnen relativ mühelos, andere Menschen für sich einzunehmen. Geht es bei Gerichtsverhandlungen beispielsweise um Sorgerechtsauseinandersetzungen, werden sie jede Möglichkeit ausschöpfen, am Prozess beteiligte Personen wie Gutachter, Verfahrensbeistände, Jugendamtsmitarbeiter usw. schon im Vorfeld auf ihre Seite zu ziehen. Und das gewöhnlich mit gutem Ergebnis, da ihre Manipulationen, Lügen und Verleumdungen perfekt platziert werden. Dadurch steigt die Angst der Leidtragenden, ihre Kinder zu verlieren, mehr und mehr. Sie erleben die ganze Bandbreite ohnmächtiger Gefühle von völliger Verzweiflung bis hin zur totalen Lähmung. Und der Psychopath kann noch leichter die Oberhand gewinnen. Wenn sie dann noch von Rechtsanwälten vertreten werden, die sich mit diesem Thema nicht auseinandergesetzt haben oder von Natur aus nicht sehr durchsetzungsfähig sind, dann schwimmen ihnen unweigerlich die Felle davon. Deshalb gebe ich den Betroffenen eine Vielzahl an unerlässlichen, praktischen Tipps an die Hand: Sie sollten beispielsweise wissen, wie sie sich – wenn ihre Anwälte nichts taugen – vor Gericht Gehör verschaffen, wie sie in Auseinandersetzungen mit dem Jugendamt bestehen und wie sie möglicherweise gerichtlich angeordnete Mediationen positiv mitgestalten können. Ein fundiertes Rüstzeug gibt ein gutes Stück weit Sicherheit und Zuversicht.

Buch-Tipp:
Bärbel Mechler: Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath. Wege aus der Opferfalle Mankau Verlag, 1. Aufl. März 2017, Taschenbuch, 382 S.,12,90 Euro (D) / 13,40 Euro (A) ISBN 978-3-86374-374-1.

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